"Meine Erfahrungen sind sehr positiv" - Hausbesuche

24. Januar 2014

Der SPD-Bürgermeisterkandidat der Gemeinde Hirschaid, Horst Auer, hat schon früh mit den Hausbesuchen begonnen. Was sind seine Erfahrungen?

"Die Gemeinde, für die ich kandidiere, hat rund 11 700 Einwohner und hat neben dem Kernort ings. 10 Ortsteilen. Begonnen habe ich mit der Aktion am 2. Januar. Wie es sich herausstellt, ist das für diese Größenordnung zu spät. Andererseits erhält es mir einen gewissen Druck, auch tatsächlich fast jeden Tag hinaus zu gehen. Ich weiß, dass ich es nicht komplett schaffe, dennoch versuche ich, noch so viel wie es geht, bei den Menschen zu klingeln und mit ihnen zu sprechen.

Ich beginne unter der Woche immer gegen 16 Uhr und beende die Besuche spätestens um 20 Uhr. Problem in dieser Zeit ist das Abendessen. V.a. bei Familien mit kleineren Kindern ist das schon ein Problem. Auch die Tatsache, dass kleine Kinder gegen 19/19.30 Uhr zu Bett gebracht werden, lässt manche Türen verschlossen.

Meine Erfahrungen sind sehr positiv. Die Menschen sind entweder begeistert, dass sich überhaupt mal ein Kandidat „blicken lässt“ und sich für sie interessiert. Viele Kandidaten (so auch ich) setzen auf Vorstellungsabende. Die Hausbesuche sollten - falls noch möglich - vor diesen Abenden getimt sein. So kann man noch direkt Werbung dafür machen und kann die Themen, die die Bürger bewegen, ansprechen.

Nur wenige, wirklich ganz wenige, machen die Türe überhaupt nicht auf und sagen, dass sie das nicht brauchen, oder sie sich nicht für die Wahl interessieren. So sind die Menschen. Ich habe mir angewöhnt, dennoch einen schönen Abend zu wünschen und mich dann nicht minder höflich Auf Wiedersehen zu sagen. Enttäuschung über diese kleine Zurückweisung darf es nicht geben, bzw. darf man sie sich nicht ansehen lassen.

Ich habe einen Spruch, den ich mehr oder weniger immer gleichlautend aufsage. Zu Beginn hatte ich noch die Hand gereicht. Dies mache ich mittlerweile nur noch, wenn mir die Hand gereicht wird. Allerdings habe ich hier keine feste Regel. Es ist quasi Tagesform abhängig. Wenn ich sie ausgestreckt hatte, ließ ich sie auch immer stehen. Das hat dann die Person irgendwann mal dazu gebracht, mir ihre Hand doch zu geben. In mein Insistieren kann man viel interpretieren - meine Erfahrung ist jedoch gut.

Am Ende überreiche ich meinen Kandidatenflyer und verweise auf meine Kontaktmöglichkeiten und drücke meine Freude über ein bevorstehendes Gespräch aus. Ich bin immer zu Gesprächen bereit; der Dialog kann losgehen.

Ich bin nie weggeschickt worden. Man kommt oft in ein kleines Gespräch. Oft dauern sie auch länger. Die Zeit nehme ich mir. Diese Gespräche - obschon sie Zeit kosten - sind genau so wichtig wenn nicht sogar wichtiger, wie 10 andere Gespräche mit der bloßen Vorstellung in der gleichen Zeit. Es macht sich auch immer gut, kleine Kinder zu begrüßen. In jedem Fall sollte man jedes dazu kommende Familienmitglied erneut begrüßen und sich bei ihm vorstellen. Das Thema Hunde muss man völlig entspannt angehen. Auf gar keinen Fall wegstoßen, Angst haben oder sonstige Anweisungen geben. Wir haben es mit den Herrchen zu tun, die wahrscheinlich sehr empfindlich sind, wenn es um ihre Tierchen geht. Ich lasse mich auch anspringen. Hier reagieren die Hundebesitzer eh viel schneller als ich und nehmen den Hund zurück.

Großartige programmatische Gespräche braucht man nicht zu befürchten oder zu erwarten. Die primäre positive Überraschung dominiert. Nur einmal kam es vor (bei rund 500 Besuchen), dass ich nach meinen Zielen gefragt wurde. In dem Fall muss natürlich ein kleines Feuerwerk entfacht werden. Diskussionen mit dem Bürger vermeiden! Zuhören ist besser als in irgendwelche Fettnäpfchen und Fallen zu tappen. Gefühle zeigen. Mitgefühl ist wichtig. Oftmals bei Frauen (als Mann) noch viel wichtiger, als ein auswendig gelerntes Kandidatenprogramm abzuspulen. Wenn man auf die Aussichtslosigkeit der eigenen Kandidatur angesprochen wird, mit einem souveränen Spruch antworten (Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren. Genau das ist die Herausforderung, mir der ich mich auf meine künftige Tätigkeit vorbereite.. usw.)

Wenn die Bewohner nicht zuhause sind, bringe ich ein kleines Zettelchen am Flyer an, mit einer Notiz, dass ich da war und mich auf ein persönliches Gespräch freue. Meine Nummer ist abgedruckt. Den Zettel unterschreibe ich mit blau persönlich (kann man ja vorbereiten) und werfe ihn in den Briefkasten.

Ist das Hoftor geschlossen und die Klingel an einem Pfosten, warte ich davor, bis jemand öffnet oder kommt. Wenn jemand über die Haussprechanlage antwortet, den gleichen Spruch bringen. Der Rest gibt sich dann, wenn sie geöffnet haben. Auch die Aufforderung zur Mitteilung, für was ich mich denn einsetzen solle, lockert die Zungen. Man trifft auf Menschen, die sind einem sympathisch und manche, denen man es nicht ist. Wie die Menschen auch sind - alles völlig normal. Man darf nie den Eindruck erwecken, dass einem die Aufgabe lästig ist. Im Gegenteil: die Bürger wissen es zu schätzen, dass man sich bei widrigen Bedingungen auf den Weg zu ihnen macht. Das ist gelebte Bürgernähe.

Alles in allem sind Hausbesuche ein Schatz an Erfahrungen! Wie gesagt sind sie anstrengend und aufwändig (Zeit). Aber der Gewinn ist großartig. Man wird bekannt, hat die Möglichkeit sich exklusiv vorzustellen und macht etwas, was die anderen Kandidaten nicht machen (zumindest in meiner Ortschaft). Das sind Sympathiewerte, die am Wahltag entscheidend sein können. Ich würde es wieder machen - nur würde ich früher beginnen.

Horst Auer"

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