Die heiße Wahlkampfphase kommt schneller als man glaubt... Wahlsiegtagung der SGK Bayern und der BayernSPD am 18./19. Oktober
Noch selten besaß der alte Spruch „Nach der Wahl ist vor der Wahl“ mehr Wahrheit als in diesen Monaten: Im kommendem März stehen die Kommunalwahlen an und diese Wahlen fordern die aktiven SozialdemokratInnen vor Ort noch stärker als Landes-, Bundes- oder Europawahlen. Eine attraktive Liste zusammenstellen und die Kandidatinnen und Kandidaten für Bürgermeisteramt und den Gemeinde- bzw. Stadtrat wahlrechtlich korrekt aufzustellen erfordert genauso wie Planung und Umsetzung des Wahlkampf viel Energie und eine gute Organisation.
Die Wahlsiegtagungen am 18. und 19. Oktober bereiteten darauf vor mit Vorträgen und Workshops kompetenter ReferentInnen und boten viel Platz zum Austausch zwischen den Teilnehmenden aus Ortsvereinen und Fraktionen aus ganz Bayern. Parallel konnten die Kandidatinnen und Kandidaten ein professionelles Fotoshooting in Anspruch nehmen. Über 65 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden dazu den Weg nach Nürnberg in das Karl-Bröger-Zentrum und wurden am Samstag durch Natascha Kohnen, die Generalsekretärin der BayernSPD, begrüßt.
Die erfolgreiche Wahlkampagne in Pfaffenhofen
Markus Käser, der 2008 als Wahlkampfmanager maßgeblich am Erfolg von Thomas Herker in Pfaffenhofen beteiligt war, stellte den Aufbau der damaligen Kampagne vor. Bereits im Sommer war ein Team mit dem Kandidaten flächendeckend in den Stadtteilen unterwegs, um die Stimmung der Bevölkerung einzufangen und Ideen aufzunehmen. Daraus entstanden so genannte „Impulse“, die anstelle von Wahlversprechungen publiziert wurden. Die heiße Phase läutete die Pfaffenhofener SPD erst Anfang Januar ein: Mit einem hoch professionellen und innovativen Infostandkonzept, das vor allem auf den direkten Kontakt zwischen Kandidaten und Bevölkerung setzte. Und mit zwei, drei inhaltlichen Schwerpunkten sowie wenigen, dafür herausragenden Veranstaltungen. Entscheidend für den Erfolg waren in seinen Augen eine schnelle Reaktionsschnelligkeit aufgrund einer straffen Organisation und einem kleinen, dafür sehr engagierten und mit weitreichenden Befugnissen ausgestattetem Wahlkampfteam sowie die Bereitschaft, einen ungewöhnlichen Wahlkampf zu machen, der auffiel. Sein Plädoyer am Schluss: Seid inhaltlich und von den Techniken her immer weiter vorne als die anderen.
Bausteine für den Wahlerfolg
Ähnliche Einschätzungen hatte Rainer Glaab, Wahlkampfleiter der BayernSPD und einer der Architekten des Wahlerfolgs von Klaus Herzog in Aschaffenburg bei der OB-Wahl im Jahr 2000. Er riet, dass die Kandidaten das Privatleben auch in der heißen Phase nicht ganz vergessen dürfen und dass es möglichst eine Person als Wahlkampfleitung geben müsse, die nicht kandidiert, um den Kopf frei zuhaben für die Planung. Diese wiederrum beruht – wenn man Erfolg haben will – auf einer ehrlichen und realistischen Analyse: Wo liegen die Schwächen, wo die Stärken? Seine Empfehlung aus den Aschaffenburger Erfahrungen heraus: Hausbesuche sind das günstigste und überzeugendste Mittel im Wahlkampf.
Sehr überzeugt von Hausbesuchen zeigten sich auch Christoph Latz und Nasser Achmed von der Nürnberger SPD, die bei den Wahlen im September die Kampagne Tür-zu-Tür im Nürnberger Norden koordinierten und den Besuch von 15.000 Haushalten durch Wahlkampfteams der SPD erreichten. Schnell wurde ihnen klar: Hausbesuche sind kein Terrain für große inhaltliche Debatten. Aber ein sehr effizientes Mittel, um Sympathie und Ansprache sicherzustellen. Die Auswertung der Wahllokale zeigt den Erfolg: die Zuwächse über dem Durchschnitt waren oft die Bereiche, wo die Teams unterwegs waren und die geringsten Zuwächse und Verluste trafen Wahlbezirken, die nicht besucht wurden. Bei der Auswahl der Gebiete wurde darauf geachtet, dass vor allem dort Besuche durchgeführt wurden, wo die SPD-Ergebnisse gut, aber die Wahlbeteiligung schwach war. Ein Ansatz, der sich auch auf kleinere Kommunen übertragen lässt.
Gut vorbereiten, trainieren und Ideen entwickeln
Zusammen mit der Fürther Kommunikationstrainerin Iska Koch, die auch anhand der „9 Tipps zur freien Rede“ in die Rhetorik kurz einführte, vermittelten Christoph und Nasser ihre Erfahrungen in Rollenspielen an die TeilnehmerInnen. Parallel dazu zeigte der Trostberger Stadtrat und Trainer Hans-Michael Weisky, wie ein oft eher langweiliger und betulicher Infostand zu einer echten Dialogplattform geformt werden kann: Mit interaktiven Elementen wie einer Bodenzeitung und mit einem geschulten, abgestimmten Vorgehen der Aktiven am Stand.
Dass guter und innovativer Wahlkampf auch nicht unbedingt viel Geld kosten muss, zeigte Markus Käser in seinem Workshop anhand eines Videos vom Bundestagskandidaten Florian Simbeck, der mit seiner Mobiltelefonkamera einen Film mit einer Erklärung des Bundestagswahlsystems am heimischen Küchentisch drehte –ohne das Kosten entstanden wären, aber mit großer Reichweite im Internets. Auch Marco Schneider, der maßgeblich den Newsletterdienst „IdeenBörseBayern“ gestaltet, bot mit einem „Best of“ aus der Ideen-Börse viele Beispiele für gelungene Wahlkampfaktionen, die nicht immer viel kosten, aber effektiv wirken. Wie das Wahlkampfbudget grundsätzlich geplant und verwaltet werden muss, erläuterte Florian Demmel, der als Bezirksgeschäftsführer der SPD in Oberbayern aus einem reichhaltigen Erfahrungsschatz guter wie schlechter Budgetplanung schöpfen konnte. Tilo Schröder, ein Webentwickler aus Klosterlechfeld, der maßgeblich den Bereich „Social Media“ der BayernSPD im vergangenen Wahlkampf gestaltete, zeigte in seinem Workshop, wie die verschiedenen sozialen Netzwerke in eine Wahlkampagne eingebettet werden kann.
Über die ganzen zwei Tagungen hinweg war auch das Interesse an den Unterstützungsleistungen der BayernSPD im Bereich Druck und Layout sehr groß. Rainer Glaab erläuterte detailliert, wie über das Druckportal der SPD anhand von Vorlagen eigene Materialien kostengünstig gestaltet werden können. Das gleiche gilt auch für Kandidaten-Homepages, die über den web-o-mat des Landesverbands für 10 Euro im Monat gebucht werden können und einen professionellen Auftritt im Internet sicherstellen.
Das offene Konzept der Tagungen zusammen mit dem hervorragenden Catering des Nürnberger Sozialprojekts „Männer am Herd“ in den Pausen boten viel Raum für den Austausch untereinander und das lockere Mitarbeiten bei den Workshops und Angeboten. Die SGK Bayern wird dieses Veranstaltungskonzept weiter verfolgen. Ideen und Beiträge dazu sind herzlich willkommen!